Bonifacius Erasmi de Rode (Bonfatius von Rhode, Roda, Bonifatius Erasmi, geb. um 1480 in Zörbig, gestorben am 29. Januar 1560 in Pößneck) war ein deutscher Mathematiker und evangelischer Theologe.
Er studierte im Sommersemester 1502 in Krakau (Prag?), wo er am 14. September 1505 Baccalaureus (an Hochschulen erster akademischer Grad, der nach Abschluss einer wissenschaftlichen Ausbildung vergeben wird) der sieben freien Künste (Theologie) wurde . Zum Wintersemester 1505 wechselte er an die Universität Wittenberg, wo er 1509 Magister der Artes liberalis wurde und war im Wintersemester 1514/15 Dekan der philosophischen Fakultät. Für seine Zeit schon in jungen Jahren ein hochgebildeter, weltweiser Mann. Nachdem Bartholomäus Stein für die Professur der Mathematik nicht zu gewinnen war, bekam Rode, der damals auch Magister Zörbig genannt wurde, die erste Mathematikprofessur an der Wittenberger Hochschule. 1513 wurde er in den Senat der philosophischen Fakultät aufgenommen und war 1515 Dekan der philosophischen Fakultät. Die Aufzeichnungen der Wittenberger Universität bestätigen, das Bonifazius de Zcerwick alias de Rode im Februar 1515 eine Mondfinsternis verzeichnete. Bis 1519 hatte der die Professur der Mathematik inne. Die Matrikeleintragung aus dem Jahre 1505 nennt auch den Namen seines Vaters Erasmus de Czerbich, der um 1450 geboren sein wird, ferner seinen Bruder Urbanum Erasmi de Zerbigk, der gleichzeitig mit ihm in Wittenberg studierte. Dort muß er auch mit Dr. Marin Luther bekannt geworden sein, stärkstens beeindruckt von dessen Persönlichkeit und Lehre. So kam er 1518 als der erste evang. Pfarrer nach Heilingen bei Orlamünde in Thüringen. Hier kam er öfters mit Andreas Bodenstein in Verbindung, der seinen Rat schätzte. Im Herbst 1524 wurde er als Diakon nach Pößneck versetzt. Mit 80 Jahren im Jahre 1560 verstarb er in Pößneck.
Eine Urkunde des Klosters Neuwerk in Halle aus dem Jahre 1434 bezeichnet die Zörbiger von Rode als milites-Ritter. Auch gehen daraus deren Beziehungen zum alten Stammsitz hervor, einem wüsten Rittergut Rode, das mit zwölf freien Ritterhufen, Lehen, Zinsen und einigen Höfen schon 1288 urkundlich erwähnt ist. Rode, auch das Rod genannt, liegt südlich des Petersberges zwischen Zörbig und Halle. Es wies in seiner ganzen weitläufigen Anlage alle Eigenarten einer germanischen Waldsiedlung bzw. Rodung auf, die dem Geschlecht dann seinen Namen gab. Die frühesten de Rode müssen die Sippenältesten jener Ansiedlung und als solche Adels- und Wehrbauern gewesen sein. Schon Ende des 12. Jahrhunderts treten diese ritterlichen Rode, nur vom Rod oder auch nach ihren umliegenden Einzelsitzen genannt, in adeligen Zeugenreihen auf, wonach sie in der Reihenfolge sogar vor den Wettiner Burggrafen oder den nicht minder mächtigen Dynastien von Krosigk urkundeten. Das Ansehen jener von Rode war also ganz bedeutend, ihr Einflußgebiet reichte laut den Urkunden bis Erfurt. Die früheste Nachweisung der Zörbiger von Rode liegt mit Hartmannus de Rode im Jahre 1211.
Die Chronik von Weise berichtet 1694:
Eine Hoch Adeliche-Persohn, deßen Nahmen hat geheißen H.M. Bonifacius de Roda, sonsten von Zörbech, welcher erstlich zu Prag, auf der päpstlichen Universität Magister, ferner in Wittenberg Professor, nach dießem hier, Preiger worden. Dießer Ordt hat ihn hernach vergnüget, daß er allhier Häußlich sich niedergelaßen, sein Antheil-Adelicher Gütter, seinen H. Bruder Gatlo a. Roda verkaufft, und bey uns Bürger Gütter, theils wieder angelegt hat, welcher hernach der Christlichen Gemeine Gottes-Wort, Rein und Lauterine lange Zeit hat vorgedragen, biß er endlich Anno MDLX (1560) gestorben ist. Geschlecht der Rödischen. Von dießem Stamm und Geschlecht sind (Gottlob) noch stets Leude entsproßen, so den hiesigen Gemeinen Weßen, in der Kirchen und auf dem Rathhauß sonder Ruhm zu meldten. Treulich vorgestandten. Den obgemeldter H.M. Bonifacius hat hinter laßen, einen Sohn, mit Nahmen Eramus, so eine ziemliche Zeit Bürger-Meister all hier geweßen, und in seinen regierenten Ampte, gut Regiement und Ordnung halten, sonderlich hat er die Gerechtigkeit sehr geliebet, und hingegen die Ungerechtigkeit gehaßet. Auch das Böße gebührendter Maaßen gestraft, daß er alßo Wohl und Glücklich Regieret hat, biß er Anno 1600 gestorben und selig entschlaffen (Dieser obgemelden zweyer Persohnen, alß M. Bonifacius, und Bürger-Meister Erasmus-Bildniß, wie auch des Consulis Ehe-Weib, sind auf unßern Gottes-Acker, in ihren Epitaphiums so in Stein angehauen, noch zu sehen.) Dießer obemelder Consul, oder Bürgermeister, hat hernachmalß, wieder etliche Söhne hinterlaßen, von dem sich folgentes dießes Adelichen Geschlecht, vermehret (wie man den dieselben noch billig Adlich nennen mag, denn ob gleich dieselben nicht noch in dießen Adl. Standt sind und Leben, so haben denn noch dieselben Macht Ihr Adl. Wappen zu führen, alß einen Storch, welcher eine Schlange in seinen Schabel trägt. Ingleichen zwey Engelein mit grünen Blättern und Ast wie dieße beyde Wappen, in der Gottes-Acker-Kirchen, an H. Wolfgang Friedrich von Roda Leichen-Stein, und außen, in dießen Begräbnißen, seines H. Vaters Leichen-Stein zu seen ist. Es sind aber derselben noch in unterschiedlichen Linien vorhandten, welchen Theils, dem Studieren und Künsten nach gefolget, theils auch etliche Handwercker erlernet haben, welche aber gleichfalß, wie im Anfang und biß dato, in solchen Ruhm, und zu unterschiedlichen hohen Ehren und Ratjs Ämptern gebraucht werden. Sonderlich hat obgemelder H. B. Erasmus, hinterlaßen H. Wolfgang a Roda, welcher auf Hertzog Johann Casimir zu Coburg, Hochlöblichen Andenckens, Gnädigster Verordnung, die Aufsicht über hießige Stadt, besonders mit anverdrauet worden. Dießer hat wieder Söhne hinterlaßen, absonderlich, aber den wohlerwüdigen wohlgelehrten und Gottseeligen Wolfgang Fr. von Roda, welcher ebenfalß Anno 1654 hierher, zum Predigt Ampt Vocirt worden, und zwart eines Vornehmen Gönners, damahlige Gratulation, daß er das Glück hatte (wie billig) Gott und den Vaterlandt zu dienen, welcher hernach auch der Kirchen-Gottes allhie zu Pößneck, an die 44. Jahr fürgestandten und sein Ampt Treu Eifferich verrichtet, auch seine untergebenen Schäfflein, auß Gottes Wort, und in der Lehre Christi Treulich und rechtschaffen geweidet hat, biß er entlich Anno 1699 den 4ten Februar gestorben, und dießer Zeitlichen Valet gegeben, welche auch die Gesampten Erben, und die Frau Adjungt ein Herrlich und stattlich Erbbegräbniß zum Ewigen Gedächniß hat machen laßen, dießer Sl.H. Adjungt und Pfarrer hat wieder die Gottes Gnade, und Göttliche Ehr-Seegen erzeiget und hinterlaßen 4 Söhne, darvon drey noch am Leben sind, welche 4 Söhne er meistentheils nach den Uhr alten Nahmen hat nennen und Tauffen laßen. Als H. M. Wolfang Fr. A. Roda, welcher zu Zschernitz, nächst bey Altenburg, schon etliche Jahr durch Gottes Gnade das Ministerium verwaldet hat. Dißen hat er theils , nach des H. Groß Vater theils seinen Tauff-Nahmen nennen laßen. Der andere H. Johann Ernst, welchen er die Kauffmannschafft, in der Römischen Kayserl. Freyen Reihsstadt Nürnberg lernen laßen, jetzo derselbe nach reißet, und viell Herrliche schöne, stattl. Länder und Städte durch reißet hat, wie er sich denn anjetzo in West-Indien befinden soll, welchen Gott auch wieder mit guter Gesundheit hierher bringen wolle.
Heute befinden sich die drei Grabsteine von Bonifatius, seinem Sohn Erasmus sowie seinem Urenkel Wolfgang Friedrich, nachdem sie viele Jahre in der Burg Ranis standen, wieder in Pößneck im Museum.
Auf der Umrandung seines Grabsteines steht: „Entschlafen Montag nach Pauli Bekehrung Anno 1560 Bonifatius Roda von Zorbeck Diener des göttlichen Wortes zu Pesnick in Christo entschlafen.“
Die Grabinschrift auf seinem Grabdenkmal lautete: Der, dem der Name eines eigentlichen Wohltäters gebührt, hatte den adeligen Zunamen der Familie von Roda. Hier liegt er, der ausgediente Prediger zu Pößneck, ein frommer Greis, der 80 Jahre zählte. Er war geboren in der alten Stadt der Sorben in Zorbeck, durch seine Geschicklichkeit erwarb er zu Prag die Magisterwürde. Wittenberg sah ihn auf dem Schloß seiner Elbschule den Lauf der Gestirne lehren, bis er auch in Christo den Weg zu dem Herrn des Heils wies, so wie ihn der Glaube allein wies. Ein rechtschaffener Mann von alter Tugend und Treue, der sein Amt pünktlich verwaltete, der die Vorschrift und die Gebote Gottes, die er lehrte auch selbst befolgte und die ihm anvertraute Gemeinde mit Mund und Beispiel weidete. Christo übergab er seine Seele, seine hinfälligen Gebeine dem Grabe, zwar gestorben vor den Menschen, aber lebend vor Gott.“
Bonifatius von Roda war dreimal verheiratet, in erster Ehe mit Elsa Leitz aus Heilingen. In zweiter Ehe mit Barbara Curth sowie in dritter Ehe mit Elisabeth Roßelecher. Aus jeder Ehe gingen zwei Kinder hervor.
Erasmus von Roda Sohn aus erster Ehe, geb. 1520 in Heilingen. Auf seinem Grabstein kann man lesen: Anno 1600 den 28. Mai ist in Christo seelich entschlafen der ernsthafte weisse...“ (Johannes 4.) Laut Archivunterlagen war er in der Zeit von 1570 bis 1598 zehn mal gewählter Bürgermeister von Pößneck. 1554 erbaute er ein Haus in der Krautgasse. (1913 abgerissen). Erasmus war verheiratet mit der Edelmannnstochter Anna Ratzenberger und hatte fünf Kinder.
Auf dem Grabstein von Wolfgang Friedrich von Roda, (Urenkelsohn von Bonifatius, Enkelsohn von Erasmus von Roda) steht: „Wolfgang Friedrich von Roda, Pfarrer und Adjunktus, ist allhier zu Bösneck auf diese Welt geboren Ao1630, den 1. August. Zum Diaconat in des sein Vaterland berufen worden. Ao 1654, folgendes Pastorat und Adjunctur Ao 1670, in seinem Erlöser aber seelisch entschlafen Ao1699, 4. Februar. Dessen Leichnam erwartet nun mit anderen Gläubigen eine fröhliche Auferstehung zu ewigen Leben“.
Er besuchte 1644 das Gymnasium zu Coburg und studierte an den Universitäten Wittenberg 1651 und Jena 1653. Er heiratete am 21.04.1656 Katharina Zeiseler, die Tocher des Stadtkirchners zu Altenburg und hatte vier Söhne. 1654 folgt er seinem Vetter Christoph von Roda Diakonus in Pösneck von 1634 bis 1653. In seinem Bewerbungsschreiben an den Rat der Stadt schreibt er, daß sein Vater Wolfgang seit 16 Jahren tot sei und die hinterlassenen geringen Mittel seien durch folgende schwere Zeiten und dieses Ortes vorgegangenen Totalplünderung und Ruin entzogen worden. Auf vornehmer Leute Rat habe er sich aber doch nach Coburg aufs Gymnasium begeben, dann 1650 auf die weltberühmte Universität Wittenberg um 1653 seine Studien in Jena fortzusetzen. Er bittet wie wohl eigentlich noch Student, als gebürtiger Pößnecker um die Verleihung der Diakonatsstelle. Er hatte drei Mitbewerber um die Stelle. Zwei davon waren ebenfalls gebürtige Pößnecker. Es waren der Diakonus Ebert in Ranis, zuvor Rektor in Pößneck, der geistliche Feldprediger Beyer und ein vorgeschlagener Student der Theologie vom Altenburger Konsistorium. Der Stadtrat und die Wahlversammlung entschieden sich in dieser Situation die Bürgerschaft – sonst unüblich – abstimmen zu lassen. Dabei erhielt der Feldprediger Beyer, der in Pößneck einen großen Verwandtenkreis hatte 136 Stimmen, während die anderen Kandidaten nur 8, 5 und 2 Stimmen bekamen. Der Stadtrat folgte dann jedoch dem Votum für Beyer aus moralischen Gründen nicht. Man warf Beyer vor, daß er in der Kriegszeit seine ihm anvertrauten Kirchengemeinden, zuletzt in Langenorla aufgegeben habe und auch sein Weib und seine Kinder verlassen und im Elend habe sitzen, verderben und sterben lassen um sich ins Kriegswesen zu begeben. So entschied man sich für den jungen Wolfgang Friedrich von Roda, der auch vom Herzog bestätigt wurde. 1669 stieg er vom Diakonus in die erste Pfarrstelle auf, in der er bis zu seinem Tode gewirkt hat. Er gab zwei Predigtensammlungen heraus.
Quellen:Pösnecker Zeitung 16./17. Oktober 1943
Pößnecker Zeitung und Ziegenrücker Kreisanzeiger 4. September 1927
Staatsarchiv Leipzig
Universitäts Bibliothek Weimar
Kirchenamt Pößneck
O. Posse Die Siegel des Adels Wettinischer Lande Band VII
Wikipedia 2009Chronik von Weise 1694
Archiv der Stadt Göttingen